Historie
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	Entstehung
	Der   DICHTUNGSRING wurde      1981 in Bonn und Bochum als literarische    Gruppe und Zeitschrift unter wesentlicher      Mitwirkung des Bochumer    Romanisten Alfons Knauth gegründet. 
 Die literarischen Kontakte des DICHTUNGSRING spannen sich von Südamerika      bis nach Osteuropa.
  Herausgegeben wird der      DICHTUNGSRING von einer   Autorengruppe im  Bonner Raum. Seine Mittel sind      multilingual, die   Texte der  Zeitschrift gattungsoffen: Lyrik und Prosa,      konkrete und   visuelle  Poesie, Essay und Wissenschaftsbeitrag, Satire,       Rezension,   Brief, Hörspiel, Drama ... 
 Junge  Autoren werden entdeckt, auch  bekannte Autoren  nutzen den       DICHTUNGSRING als Forum. Ebenso  solche, die außerhalb  des Mainstream im       literarischen Diskurs  stehen, werden beachtet.  Mehrsprachigkeit  erweckt      durch die  Gegenüberstellung von  fremdsprachigem Original  und deutscher       Übersetzung die Neugier auf  fremde Sprachsysteme.  Die deutsche Sprache  -      nicht unbedingt die  deutsche Kultur –  überwiegt zwar, doch  erscheinen im      DICHTUNGSRING  immer wieder  Texte aus den  verschiedensten Sprachen, die in      der  Regel zusammen  mit der  deutschen Übersetzung abgedruckt sind.       Mehrsprachigkeit   sensibilisiert zudem auch für die Erfassung des  Ausdrucks anderer        künstlerischer Gattungen, etwa von Gemälden oder  Fotografien.
	Zur  thematischen Festlegung      der  übernationalen Grenzenlosigkeit   werden Schwerpunkte gebildet,  beispielsweise:      Ende der   Wirklichkeit, ZwischenMensch, Ungrade  Tage, Einfach Kind sein.
	Einzelne DICHTUNGSRINGer      sind auch anderen Literaturzeitschriften verbunden, wie etwa dem      Krautgarten oder der Matrix.
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	AutorInnen im Dichtungsring
	
	
	Im Dichtungsring veröffentlichten u.a.
	Holger Benkel
Marcel Beyer
Pierre Garnier
Eugen Gomringer
Nobert C. Kayser
	Myriam Keil
Thomas Kling
Primo Levi
Friederike Mayröcker
Oskar Pastior
	
	
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	Bericht über
	
	25 JAHRE 
	DICHTUNGSRING 
	IM HAUS DER LITERATUR, BONN, 21.10.2006
von Ulrich Bergmann, 
	etwas redigiert von Gerd Willée
Die ganze Feier gelang großartig! 
	
	Bruno Kartheuser, Leo Gillessen und Robert Schaus trafen kurz nach zwei am 
	Samstag bei Elke und Gerd ein, die Quiche Lorraine und delikate Happen und 
	Weintrauben reichen ließen, dazu Kaffee. Wir fuhren mit zwei Großraumtaxis 
	und meinem Peugeot zum Haus der Literatur in der Lennéstraße, wo eine junge 
	Dame uns empfing. Unser Besuch zeitlich eng begrenzt, aber die 
	zwischenmenschlichen Abstände wurden immer geringer. Wir legten unsere 
	Zeitschriften und Bücher auf zwei Tischen in der Eingangshalle aus. 
	
	Die Beteiligten: 
	Vom KRAUTGARTEN: Bruno Kartheuser (Chefredakteur) und seine Tochter 
	Alexandra (Redakteurin), Leo Gillessen (Redakteur), Robert Schaus (früher 
	Redakteur, jetzt künstlerischer Berater).
Vom DICHTUNGSRING: Elke 
	Trefz-Winter; Gerd Willée, Ulrich Bergmann; Susanne Schmincke; Renate 
	Voswinkel; Rita Kupfer, Horst Saul; Ines Hagemeyer; Gisela Zimmer; Werner 
	Brand; Alfons Knauth. (Barbara und Siegfried Mundt sind zur Zeit in 
	Portugal; Francisca Ricinski-Marienfeld in Rumänien; Ingo Kottmayr und 
	Thomas Krämer konnten nicht kommen). 
	Etwa 15 Gäste, darunter unser Verleger Traian Pop, erschienen zu der 
	kompakten Veranstaltung, so dass der kleine Saal so gut wie voll besetzt 
	war. 
	Pünktlich um 16 Uhr begann die dreifache Feier – 25 Jahre Dichtungsring, 
	Präsentation der 34. Nummer („Zwischenmensch“), Wiederbegegnung mit der 
	ostbelgischen Zeitschrift KRAUTGARTEN aus St. Vith. 
	
	Das Duo Začatečnik jonglierte mit Bällen und sprach dazu einen Text über das 
	Dichten (mit Worten). Ines in die Coda des Jongliersatzes ihr Gedicht 
	„Sprachspiel“. Ulrich, der die Veranstaltung moderierte, sagte ein paar 
	Worte zur wechselvollen Geschichte der Autorengruppe und 
	Literaturzeitschrift DICHTUNGSRING. Er stellte den Gründer der Zeitschrift 
	vor, Alfons Knauth, zitierte das Editorial („Fürwort“) aus der ersten Nummer 
	des DICHTUNGSRINGS und kündigte an, der Dichtungsring werde auch die 
	nächsten 25 Jahre weiterbestehen. Dann folgte die Lesung. Zuerst lasen die 
	Krautgärtner Leo, Bruno und Robert lyrische Gedichte.
	In der Pause wurden immerhin 7 DICHTUNGSRING-Hefte verkauft, und wir 
	erhielten ein neues Abonnement! 
	Nach der Pause folgte Akrobatik des Duo Zacatecnik, dann lasen die 
	Dichtungsringer Texte aus der neuen Nummer: Elke („der dichter als 
	akrobat“), Ines (drei Gedichte: „Claire de Lune“, „schau“, „lille havfru“), 
	Ulrich (die Erzählung „Nachtschaum“), Elke las für Doris Distelmaier.Haas 
	(das Gedicht „Treppenhaus“), Horst Saul („Prometheus“), Rita (das Gedicht 
	„Sprach.los“), Susanne Schmincke („Kaffee“) und Gerd Willée einen von ihm 
	übersetzten Text („At Wolznach“ von Paul Murphy).
Das Schlusswort hatte 
	der, der einst das erste Wort für den DICHTUNGSRING sprach: Alfons. Er bezog 
	sich auf das eingangs zitierte Editorial des ersten Dichtungsrings: 
	„Korrespondierendes Mitglied ist der Papst.“ In der Tat schrieb der 
	Papst, bei dem er anfangs Theologie studierte, in diesem Jahr einen 
	Glückwunsch zur Emeritierung… Dann las Alfons, von Musik begleitet, einen 
	multilingual-phloboglotten Text: „Decaglottadecadente“ – eine babylonische 
	Sprachverwicklung in 10 Sprachen, angelehnt an seine „Multiple Joyce“-Texte. 
	
	Pünktlich um 18 Uhr endete die Feier. Danach trafen sich die meisten noch im 
	Ristorante „Baffo“ in der Wolfstraße – und tagten fast bis Mitternacht.
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	Wie der Dichtungsring entstand
	
	Der Dichtungsring am 31.10.2012 im Haus der 
	Vielfalt, Bonn, Brüdergasse: Ulrich Bergmann, Theodor Payk, Horst Saul, 
	(Franz Hofner), Susanne Schmincke, Monika Lamers, eje winter, (Uwe Mackert), 
	(Dominik Dombrowski), Gerd Willée, Gabriele Frings
	Hier ein Brief des Gründers, den er zur 30-Jahr-Feier schrieb:
	Lieber Dichtungsringer Ulrich,
	gestern, als die Kastanienbäume auf der Poppelsdorfer Allee so prächtig 
	blühten, habe ich ein wenig im Blütenstaub meiner Akten gestöbert, um mir 
	die Anfänge des Dichtungsrings  ins Gedächtnis zu rufen.
Im 
	Frühjahr 1981 rief mich ein Kollege der Universität Bonn, der 
	Italienisch-Lektor Pino Rizzuto, in meiner Bonner Wohnung an (ich war 1977 
	an die Ruhr-Universität Bochum berufen worden, aber er wusste von meinem 
	Vor- und Fortleben in Bonn). Pino fragte, ob ich bei einer interkulturellen 
	Zeitschrift und Dichtergruppe mitwirken wollte, als eine Art 
	komparatistischer Berater und musischer Beiträger. Vielleicht hätte ich ja 
	gleich eine Idee für den Namen einer solchen Gruppe und Zeitschrift. Der 
	Anruf erreichte mich just in dem Moment, als ich den Dichtungsring eines 
	Waschbeckens meiner Wohnung in der Königstraße erneuerte. Damit war der Name 
	für die Gruppe wie für die Zeitschrift gefunden. Das magische objet 
	trouvé erleichterte mir die Entscheidung, an dem Unternehmen 
	teilzunehmen, sehr.
	In der konstituierenden Sitzung, die bei dem agilen Kulturmanager und 
	gelegentlichen Dichter und Fotografen Thomas Rugo in der Prinz-Albert-Straße 
	stattfand, wurde der von mir vorgeschlagene Name von den etwa 5 
	Gründungsmitgliedern angenommen. Die aktivsten Mitglieder der ersten Stunde 
	waren die genannten Thomas Rugo und Pino Rizzuto, der jugendliche Verleger 
	Karl-Heinz Schmitz (Übergrenzen-Verlag, Herausgeber der 
	Science-Fiction-Zeitschrift Solaris), die wort- und bildbesessene 
	Studentin Daniela Warkow sowie meine philologische und logophile Wenigkeit. 
	Daniela besorgte das Foto des tropfenden Wasserhahns, dessen Dichtung zum 
	Leitbild der Zeitschrift werden sollte und zusammen mit dem ‚gekachelten’ 
	Schriftzug das Vorder- und Rückencover des 1. Heftes bildete. Ein Ortstermin 
	für die Produktion des Fotos in einer Beueler sanitären Einrichtung, 
	ausgestattet mit Kacheln und Wasserhahn, gefolgt von der graphischen 
	Gestaltung des Covers war die erste gemeinsame künstlerische Unternehmung 
	des Dichtungsrings, an der alle oder fast alle der oben genannten 
	Gründungsmitglieder teilnahmen.30 Jahre Dichtungsring in der Bad Godesberger 
	Redoute 
	
2011 – 
	Alfons Knauth, Begründer des Dichtungsrings
	Bald kamen neue Dichtungsringer hinzu, so der inspirative Ingo Kottmayr, der 
	an meinem Lehrstuhl an der Ruhr-Universität als studentische Hilfskraft 
	arbeitete, der dichterisch und malerisch gleichermaßen schöpferische Werner 
	Brand, die Bonner Schriftsteller Christoph Klimke und Achim Beutner, die 
	alle an der Gestaltung des 1. Heftes, das im Juni 1981 erschien, beteiligt 
	waren. Ab dem 2. und vor allem dem 3. Heft gesellten sich eine Reihe 
	Bochumer Studenten, wie Uwe Gemba, Dieter Pougin und etwas später Wolfgang 
	Sprenger zum Dichtungsring, daneben die Ruhrgebiet-Schriftstellerin 
	Brigitte Werner. Aus Bonn kamen die – aus meiner Sicht bedeutendsten –  
	Dichterinnen eje winter, Barbara Musial und Ines Hagemeyer hinzu, außerdem 
	der ausschweifende hg Kestel und der ausgefeilte Peter Horn, die beide zu 
	den wichtigsten Wegbereitern zählten. In den 90er Jahren konnten als 
	langjährige Berater und Beiträger die drei Internationalen 
	Humboldt-Preisträger Darko Suvin (McGill University, Montreal), Wladimir 
	Krysinski (Université de Montréal) und Lisa Block de Behar (Universidad de 
	la Républica, Montevideo) gewonnen werden; 1993 Frank Henseleit [Nr. 22]. 
	Über die neueren Mitglieder weiß der jetzige Dichtungsring besser 
	Bescheid und gibt sein Impressum und Inhalt Auskunft.
	
	30 Jahre Dichtungsring (1981-2011)
	
	Die poetische Aktion, die kollektive Kreation und das Korrespondenz-Prinzip 
	machten – ineins mit dem interkulturellen und dem multilingualen Prinzip – 
	einen wesentlichen Teil des literarischen Programms der Gründerzeit aus. 
	Zusammen mit Ingo Kottmayr und Dieter Pougin entwickelte der heteronyme 
	Queneauth das mischsprachige Text-Genre des Multiple Joyce, das 
	inzwischen einen gewissen generischen Stellenwert in der Vergleichenden 
	Literaturwissenschaft erlangt hat[1]. 
	Wichtiger erscheint mir jedoch die Vielfalt und Wandlungsfähigkeit des 
	Dichtungsrings. Höher als das genannte Text-Genre des Multiple Joyce
	schätze ich persönlich die Poesie und Prosa der erwähnten 
	Dichtungsringerinnen, manch anderer Dichtungsringer und vor allem 
	Gastschriftsteller wie Haroldo de Campos, Pierre Garnier, S. J. Schmidt, 
	Marcel Beyer, Oskar Pastior und Friederike Mayröcker.
	Die Vielfalt des Dichtungsrings – und sicher auch seine symbolische 
	Signatur – haben dazu beigetragen, daß er nunmehr dabei ist, seinen 25. 
	Jahresring anzulegen. Die Bäume der Poppelsdorfer Allee – an deren Bewahrung 
	die Dichtungsringer mit der Installation ihrer Blattgedichte aktiv beteiligt 
	waren[2] 
	– feiern dies mit ihrer dichterisch nicht zu übertreffenden Blüte.
	K. Alfons Knauth
	
	
	[1] 
	Siehe das Cover und mehrere Artikel des von der Komparatistin Monika 
	Schmitz-Emans herausgegebenen Bandes Literatur und Vielsprachigkeit, 
	Heidelberg: Synchron 2004; siehe auch die Rezension in der 
	Zeitschrift Germanistik Bd. 16, Heft 2, 2006.
	
	
	[2] 
	Siehe die Dokumentation in Heft 2, 1981. 
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	Dichtungsring und 
	Krautgarten 
	
	Schon seit 1992 haben Krautgarten und 
	Dichtungsring freundschaftliche Beziehungen. Im Krautgarten hatte ich 1990 
	meine allererste Veröffentlichung (Gedichte), seither bin ich über 30 Mal in 
	dieser Zeitschrift veröffentlicht worden, die sich dem Gedanken der Euregio 
	und der Kultur der deutschen Sprache in allen deutschsprachigen Regionen 
	verpflichtet fühlt, aber auch der Gemeinschaft mit den Nachbarsprachen in 
	Flandern, der Wallonie und im Lëtzebuergeschen. Ich erinnere mich an die 
	vielen langen Telefongespräche, die ich mit Bruno Kartheuser über seine 
	literarische und redaktionelle Arbeit hatte, und die ausführlichen Briefe, 
	die wir uns schrieben. Es ging auch damals schon um seinen Kampf gegen die 
	Niermann-Stiftung, deren nationalsozialistische Wurzeln und weiterwirkende 
	nationalistische Einflüsse er bekämpfte. 
	
	Als 1992 die Gedichtzyklen von Leo Gillessen, Bruno Kartheuser und Robert 
	Schaus unter dem Titel „Zeitkörner“ erschienen, schrieb ich eine 
	ausführliche vergleichende Rezension, es war meine erste überhaupt. In einem 
	Brief vom 2.2.1993 an mich beklagte Bruno die „traditionelle Stummheit der 
	ostbelgischen Eifel“. Es wird hier klar, dass der Krautgarten früh bestrebt 
	war, über den eigenen Gartenzaun zu schauen. Das hat der rührige Herausgeber 
	mit seiner Crew dann auch in die Tat umgesetzt und ausufernde Beziehungen 
	geknüpft – nach der Pflege der heimatlichen und nachbarlichen Sprachen und 
	Literaturen ging es verstärkt in die Region Aachen-Trier-Koblenz-Bonn-Köln, 
	dann ins wiedervereinigte Berlin, nach Österreich und in die Schweiz – es 
	gab Sondernummern zu diesen großangelegten Exkursionen mit namhaften Autoren 
	– um nur einige Autoren der Berlin-Nummer zu nennen: F. C. Delius, Günter 
	Grass, Walter Höllerer, Stephan Krawcyk, Günter Kunert, Oskar Pastior, 
	Kathrin Schmidt, Peter Schneider, Richard Wagner, Ulrich Woelk ... Die 
	Weltoffenheit ist dem Krautgarten bis heute geblieben – als Lebens- und 
	Überlebens-Elixier. Ganz am Anfang standen auch wir vom Dichtungsring, das 
	war schon eine andere, wenn auch noch nicht die weite Welt.  
	
	Im März 1992 hatte sich der Dichtungsring eine Vereinssatzung gegeben. Im 
	September nahmen Eje Winter und ich an der Autorenlesung im Rahmen des 23. 
	Münstereifeler Literaturgesprächs teil, von dem das WDR III-Radio 
	berichtete. Zum Thema „Entgrenzungen im Kern Europas“ lud der Krautgarten 
	einige seiner Autoren zur Teilnahme an diesem 3-tägigen Symposion ein. 
	
Der Dichtungsring besuchte den Krautgarten in St. 
	Vith im April 1993 mit einer 7-köpfigen Abordnung, zu der auch Ines 
	Hagemeyer, Eje Winter, Gerd Willée und ich gehörten. Nach dem Mittagessen in 
	einem St. Vither Restaurant und dem Besuch einer Ausstellung von Irene 
	Gillessen im Rathaus veranstalteten wir dort eine Lesung der Redakteure. 
	
In Heinrich Bölls Haus in Langenbroich begegneten 
	wir Dichtungsringer am 25. September 1993 erneut den Krautgärtnern. Nach 
	einer Lesung der Autoren kam es zur Diskussion über Probleme des Schreibens 
	im deutschsprachigen Randgebiet Ostbelgiens: „Kritische Masse – 
	Regionalliteratur – Grenzräume – Wirksamkeit des Schreibens“. An dem 
	Gespräch nahm auch der Priester und Künstler Herbert Falken teil, ein Freund 
	Heinrich Bölls. Der Dichtungsring war beteiligt mit Eje Winter, Jörg 
	Kohnen-May und Ulrich Bergmann.  
	
Francisca Ricinski, Eje Winter und ich sind mehrmals im 
	Krautgarten veröffentlicht worden; umgekehrt wurden Bruno Kartheuser, Leo 
	Gillessen und Robert Schaus im Dichtungsring publiziert. 
	
	Ich bin seit etlichen Jahren Mitglied des Krautgartens und berechtigt, an 
	den Mitgliederversammlungen mit Stimme teilzunehmen. Im Jahr 2004 nahm ich 
	mit Leo Gillessen, Robert Schaus und Dietmar Sous an einer Autorenlesung im 
	Belgischen Haus zu Köln teil.  
	
	Der Dichtungsring bekam zum 25-jährigen Jubiläum Besuch aus St. Vith: Bruno 
	Kartheuser, Leo Gillessen und Robert Schaus reisten nach Bonn und nahmen am 
	21. Oktober 2006 an unserer Feier im Haus der Literatur und am 
	anschließenden Abendessen in einem Ristorante der Altstadt teil. Der 
	Krautgarten brachte danach ein Porträt des Dichtungsrings mit Texten von Eje 
	Winter, Francisca Ricinski, Ines Hagemeyer und mir im Mittelteil der Nr. 
	49,2006.  
	Der Krautgarten gibt zwei Nummern im Jahr heraus, er wurde ein Jahr nach dem 
	Dichtungsring gegründet. So fuhren Ines Hagemeyer und ich ein Jahr nach 
	unserem Jubiläum nach Eupen, wo der Krautgarten im Beisein der 
	Kulturministerin Isabelle Weykmans sein Jubiläumsfest im Rahmen einer 
	Ausstellung von Robert Schaus im Regierungsgebäude feierte. Der Krautgarten 
	brachte Rezensionen zu zwei Büchern von mir, zuletzt in der neuesten Ausgabe 
	über meinen Roman „Doppelhimmel“, kürzlich auch zu Ines Hagemeyers 
	Gedichtband „aus dem Gefährt das dir Träume auflädt“. 
Die 
	Beziehungen zwischen Dichtungsring und Krautgarten sind zwar nicht eng und 
	literarisch gesehen nur wenig konkret, was die Zusammenarbeit beider Gruppen 
	anbetrifft, aber herzlich und beständig. Vor Jahren erklärten wir uns 
	solidarisch mit dem Krautgarten in seinem Kampf um öffentliche Gelder der 
	ostbelgischen Regierung und vor allem mit Bruno Kartheusers langjähriger 
	Aufarbeitung faschistischer und nationalistischer Strömungen, die bis zum 
	heutigen Tag nachwirken, etwa in der Niermann-Stiftung, die im autonomen 
	Gebiet der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens großen Einfluss hatte. 
	Ihre Solidarität erklärten namhafte Autoren:
	
Michael Buselmeier, Elke Erb, Herbert Falken, Ludwig Harig, Gert 
	Heidenreich, Franz Hohler, Hadayatullah Hübsch, Norbert Hummelt, Heinz 
	Kahlau, Jürgen Kross, Herbert Laschet, Werner Laubscher, Wendel Schäfer, 
	Landolf Scherzer, Imre Török, Aglaja Veteranyi ... etliche von ihnen Autoren 
	des Krautgartens. Es kam schließlich zu gerichtlichen Auseinandersetzungen, 
	die Bruno Kartheuser und seine Mitstreiter verloren. 
	
	Und viele Misslichkeiten blieben bestehen. In einem Brief an mich vom 11. 
	April 1996 schrieb Bruno:  
	
	„Lieber Ulrich, ganz schön subversiv Deine Post, wenn Du schreibst, die 
	ArthurTexte seien ein Vorschlag für den Herbst-KRAUTGARTEN, denn wie willst 
	Du wissen, ob es dann noch einen KRAUTGARTEN gibt ...? Es ist schon 
	zutreffend, daß die Folgen der lustvollen Fürsorge meiner Nazis in 
	Düsseldorf und St. Vith mich voll erwischt haben. Pro Woche im Durchschnitt 
	bewerbe ich mich um eine Arbeit, aber der Respons ist dünn, und spätestens 
	ab dem Sommer bricht der Ernst aus in der beruflichen Selbstversorgung. 
	Manchmal gibt es Erheiterung, - so, wenn ein Journalist vorbeikommt, der 
	seit längerem an einem Rundfunkportrait unserer Situation arbeitet; oder ich 
	selbst ein Dutzend Interviews in der Gegend aufzeichne für einen flämischen 
	Sender; oder wieder einmal eine Seite mir gelingt oder ein neues 
	Schreibprojekt mich anfällt. Ringsum ist totales Schweigen, bei den einen 
	aufgrund faschistischer Ausgrenzungsroutine, und bei den andern aus 
	atavistischer Unbedarftheit und Wortbedürfnislosigkeit. Tröstlich hebt die 
	Natur sich ab, die ihre Jahreszeitanwandlungen kriegt und mit der man auf 
	eigentümliche Weise reden kann. Wir arbeiten ernsthaft am neuen KRAUTGARTEN, 
	der im Mai/Juni erscheinen soll, für den aber noch nahezu alles Geld fehlt. 
	Meine Offiziellen in Eupen haben mich vor zwei Wochen erstmals seit August 
	über meine Finanzerwartungen belehrt, und das heißt: kein Geld bis zum 
	Herbst, sie legen aber größten Wert darauf mir zu versichern, daß ich 
	natürlich ungehindert arbeiten darf – abgesehen davon, daß sie sich einen 
	andern KRAUTGARTEN wünschen, einen, den auch sie mit Lust und Gewinn lesen 
	könnten, mit mehr Volk und Tum und Boden. ...“ 
	Es ging wieder aufwärts. Im August 1996 erhielt die ostbelgische 
	Literaturzeitschrift KRAUTGARTEN den Walter-Hasenclever-Preis der Stadt 
	Aachen (Förderpreis).  
	
	Auf dem Sommerfest 2013 in St. Vith war der Dichtungsring nach längerer 
	Pause mit Francisca Ricinski, Susanne Schmincke und mir anwesend. Wieder 
	sieht Bruno Kartheuser seine Zeitschrift gefährdet, weil Eupen nur einen 
	halben Geschäftsführer finanzieren will. Aber wir wissen aus langer 
	Erfahrung: Der Krautgarten ist ein gelernter Phönix, der seine Asche kennt 
	und wieder unter sich lässt auf seinen Ikarusflügen durch die Sonnenwinde 
	des Buchstaben-Universums. In meinem Brief vom 31.1.2006 an die autonome 
	Regierung der deutschsprachigen Gemeinschaft steht, was auch jetzt wieder 
	gilt:  
	„Einen besseren Botschafter der international gedachten Kultur des 
	EUREGIORaums kann ich mir gar nicht vorstellen. ... Kartheuser und Co. haben 
	Ostbelgien tatsächlich zu einem literarischen Standort gemacht, was es vor 
	dem Ersten Weltkrieg nicht war ... Das sollte die derzeitige Kulturpolitik 
	weiterhin ermöglichen. Ich weiß, dass Herr Kartheuser wegen seines 
	moralpolitischen Engagements – Aufarbeitung der Geschichte in der Zeit des 
	Faschismus, Kritik an belgischen Verstrickungen mit der dubiosen 
	Niermann-Stiftung – auf politischer Ebene nicht von allen so geschätzt wird 
	wie von liberal gesinnten Bürgern Belgiens oder Deutschlands. Ich hoffe, 
	dass derartige Motive nicht dafür ausschlaggebend sind, dem KRAUTGARTEN die 
	Mittelverstärkung zu versagen, so dass seine Existenz bedroht erscheint. 
	Bedenken Sie Ihre Politik! Bedenken Sie, dass wir in Deutschland, wir 
	Rheinländer, den KRAUTGARTEN, diese grandiose Zeitschrift lieben! Bedenken 
	Sie den Schaden, den wir alle erleiden, wenn Ostbelgiens bester 
	Multiplikator eingeht. Der KRAUTGARTEN ist auch unsere Heimat, tief im 
	Westen, er ist eine Brücke nach Belgien!“ 
	Ulrich Bergmann, 25.6.2013  
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	Dichtungsring trifft Krautgarten
	
	
	Am 23.06.13 besuchten Francisca 
	Ricinski-Marienfeld, Susanne Schmincke und Ulrich Bergmann das Sommerfest 
	der Literaturzeitschrift „Krautgarten“ im belgischen St. Vith.  Trotz 
	des nasskalten Eifelwetters, das einen Aufenthalt auf der Terrasse am See 
	verhinderte, gab es im gemütlichen Hotelambiente anregende Gespräche und ein 
	Kennenlernen zwischen Autoren, Lektoren, Herausgebern und Sponsoren. Nach 
	dem Essen stellten Bruno Kartheuser, Klaus Wiegerling und Andreas Dury das 
	frisch in der „edition krautgarten“ erschienene Buch von Wendel Schäfer 
	„Draußenschön“ vor.
	